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120 Jahre KAB – Dieses seltene Ereignis wurde gebührend gefeiert. Gemeinsam wurde in der Pfarrkriche St. Norbert Waldbrunn die Eucharistie gefeiert, Als Festprediger konnte Herr Pfarrer Stühler gewonnen werden, der zusammen mit dem Orstgeistlichen, Herrn Pfarrer Dr. Jerzey Jelonek den Gottesdienst zelebrierte. Eine Musikgruppe gestaltete die Feier in der Kirche mit. Im Anschluss daran begaben sich die KAB-Mitglieder mit den Gästen in das neu renovierte Pfarrheim im Kindergarten. Dort begrüßte der Vorsitzende, Herr Karlheinz Born die geladenen Gäste. Die stellvertretende Landrätin, Frau Schäfer richtete ein Grußwort an die Versammelten. Weiterhin der Bürgermeister der Gemeinde Waldbrunn, Herr Hans Fiederling, Frau Pfarrerin Oldenburg von der evangelischen Gemeinde und für alle Ortsvereine sprach stellvertretend Herr Ludwig Götzelmann. Daran schloss sich ein Stehempfang an.

Rede

Liebe Gäste, liebe Anwesende, liebe KAB-Mitglieder

120 Jahre ist eine beachtliche Zeitspanne, vor allem in unserer schnelllebigen Zeit.

Anfänglich kamen bei einigen KAB-Mitgliedern Zweifel auf, ob es wirklich schon 120 Jahre sind. Aber wir konnten zwei Quellen finden, die dieses bestätigen. Leider ist das vorhanden gewesene Protokollbuch im  Laufe der Geschichte (auf jeden Fall vor meiner Zeit) verloren gegangen, vielleicht schlummert es auf irgendeinem Boden oder Keller. Wer es bei Aufräumungsarbeiten finden sollte, wird mit einem Bocksbeutel fürstlich belohnt werden.

Also, wir können heute mit Fug und Recht 120 Jahre feiern. Ein Jubiläum ist immer ein Grund einzuhalten, um Bilanz zu ziehen und einen Ausblick in  die Zukunft zu riskieren. Auf jeden Fall gehört Waldbrunn zu den sechs ältesten Gemeinschaften in der Diözese Würzburg, die heute noch aktiv sind

120 Jahre quasi in 12 Minuten.

1891 unser Gründungsjahr war zweifelsohne ein bedeutsames. So veröffentlichte Papst Leo XIII  am 15. Mai 1891 die erste Sozialenzyklika Rerum novarum – die „neuen Dinge“, diese Sozialenzyklika wird in der Literatur als die Mutter der Sozialenzykliken bezeichnet.

Es lohnt sich einen Blick in die Situation zu riskieren, wie sie sich 1891 darstellte. Die Zunftordnung, die über Jahrhunderte Bestand hatte, war zerbrochen. Die Arbeitnehmerschaft – Sie erinnern sich an den Ausdruck die „vierte Klasse“, war absolut rechtlos. Kein Schutz bei Krankheit, Unfall oder Alter.

Die Kirchen – soweit sie die Situation überhaupt wahrnahmen – versuchten mit caritativen Maßnahmen der Not zu begegnen. Selbst Bischof  Wilhelm Emmanuel von Ketteler, dessen 200. Geburtstag wir im nächsten Monat feiern können – hing anfangs auch dieser Idee nach, später setzte sich bei ihm die Überzeugung durch, dass der Not der Arbeiter nur durch eine staatliche Sozialpolitik zu begegnen sei.

Zurückkommend auf die Sozialenzyklika, so lassen sich drei Schwerrpunkte feststellen:

Jede Arbeit muss entlohnt werden

Es muss die Koalitionsfreiheit gewährleistet werden, dass sich also Arbeiter zu Gewerkschaften zusammen schließen können.

Dem Staat muss ein Interventionsrecht eingeräumt werden, um die schlimmsten Auswüchse zu bekämpfen.

Die ersten Erfolge in Deutschland zeigten sich bald, es wurden die Sozialgesetze eingeführt. Mit der Kaiserlichen Botschaft vom 17.11.1881 (schon wieder ein Jubiläum) leitete Kaiser Wilhelm I den Aufbau des Sozialversicherungssytems ein. Dies geschah in den Schritten:

Im Jahre 1883 die Krankenversicherung ein

1884 die Unfallversicherung und ab

1889 konnten die Arbeitnehmer sich erstmals gesetzlich gegen die Folgen von Alter und Invalidität absichern,

1927 trat die Arbeitslosenversicherung in Kraft.

Der Vollständigkeit halber sei noch angeführt:

1994 soziale Pflegeversicherung ab 1994 stufenweise eingeführt.

Was hat das nun alles mit der KAB in Waldbrunn zu tun?

Zunächst eine 25.000 €  Preisfrage:

Was haben Feuer, Arbeit, Wasser und Obst miteinander zu tun?

Da wir keine 25.000 € in der Kasse haben beantworte ich die Frage lieber selber.

In Waldbrunn wirkte gegen Ende des 19. Jahrhunderts ein Pfarrer, den man als  wahrhaftigen Charismatiker bezeichnen kann. Eine Gedenktafel an der Kirche erinnert uns an ihn: Dechant Valentin Faulhaber.

Er initiierte die Gründung unserer Feuerwehr, die Gründung des Obst- und Gartenbauvereins, des Katholischen Arbeitervereins und schließlich die Wasserversorgung für Waldbrunn. Unserer Gemeinde war im weiten Umkreis die erste, die sich einer Wasserversorgung rühmen kann. Heute erinnert noch das Denkmal am Rathaus daran.

Nun gab es in der KAB – sicher auch wie in anderen Vereinen ein ständiges Auf und Ab. Da die KAB eine Laienbewegung war und ist, lag die Leitung in den Händen von Menschen wie Du und ich, die ihre Stärken und Schwächen haben. Hinzu kommen natürlich noch die damaligen Lebensbedingungen. Etwas Landwirtschaft im Nebenerwerb, dann die Arbeit. Viele Waldbrunner – für uns heute unvorstellbar – machten sich täglich zu Fuß auf den Weg zu König und Bauer in Zell. Na, sie hatten wenigstens kein Problem mit der Sperrung des Zeller Bockes.

Ein heftiges Abwärts brachte das Jahr 1933, als durch die NSDAP das Gleichschaltungsgesetz erlassen wurde. Demnach wurden alle Vereine, vor allem jedoch die Oppositionsparteien verboten, bzw. in die Organe der NSDAP umgewandelt.

Für ihre Überzeugung gingen führende Persönlichkeiten der KAB, u.a. Otto Müller, Bernhard Letterhaus, Nikolaus Groß (er wurde seliggesprochen) und Kurt Adlhoch in den Tod.

Der katholische Arbeiterverein Waldbrunn rettete sich dadurch, dass er sich in einen Sterbeverein umwandelte, der seine Mitglieder im Todesfall unterstützen. So konnten die Wirrungen des 1000-jährigen Reiches überstanden werden.

Nach meiner Information sammelten sich um 1948 unter dem Namen WERKVOLK wieder ein guter Teil von Waldbrunner Arbeitnehmern.  Der Name Werkvolk galt für den Süddeutschen  Verband bis 1971. In Würzburg erfolgte dann der Zusammenschluss der bisherigen der Verbände zum Bundesverband der KAB – der Katholischen Arbeitnehmer Bewegung. Manche erinnern sich noch an Bischof Dom Helder Camara aus Brasilien, der auf dem Residenzplatz den Gottesdienst feierte.

Der Begriff „Arbeit“ ist untrennbar mit der KAB verbunden. Und in unserer Zeit steht der Begriff Arbeit (neben der europaweiten Finanzkrise) stark in der Diskussion. Arbeit muss man, um der Sache gerecht zu werden, differenziert betrachten

Wir sprechen einmal von der Erwerbsarbeit, von der ehrenamtlichen Arbeit und schließlich von der Familienarbeit.

Dabei ist wichtig, dass diese drei Arten von Arbeit gleichgewichtig nebeneinander stehen, wenn auch nur die Erwerbsarbeit bezahlt wird. Alle drei Arbeiten müssen gesellschaftlich anerkannt werden, sollten sie zumindest.

Frauen sollte man nun nicht auf die beiden unbezahlten Arbeiten – Ehrenamt und Familie abdrängen, sondern ihnen die freie Wahl lassen, sich auch der Erwerbs-arbeit zuzuwenden.

Die Frauen, die einer Erwerbstätigkeit nachgehen, sollten – so eine wichtige Forderung der KAB, für die gleiche Arbeit auch den gleichen Lohn bekommen. Ob es nun um die Quotenfrauen geht oder nicht, bei der Besetzung einer höherdotierten Stelle, muss die Qualifikation entscheiden. Leider – so die Erfahrung - wird die Messlatte bei den Frauen immer höher angelegt als bei dem männlichen Kollegen.

Noch ein  „leider“, in der katholischen Kirche kommen Frauen außerhalb von Kirchputz und Lektorendienst nicht vor. Ich denke hier gibt es noch enormen Nachholbedarf. Hier kann sich die katholische Kirche ein Beispiel an der evangelischen Kirche nehmen.
Ich habe heute noch ein Zitat gefunden, was gut passt:
“Die Kirche soll ein Modell für das gleichwertige und partnerschaftliche Zusammenleben und –wirken von Männern und Frauen sein ... weiter: Jede Veränderung im Selbstverständnis der Frauen berührt das Selbstverständnis der Männer. Es ist ein Irrtum zu glauben, es ginge nur um die Probleme der Frauen bzw. um ein Mehr an Mitverantwortung und Mitwirkung der Frauen. Es geht um die gemeinsame, partnerschaftliche Verantwortung und Mitwirkung von Frauen und Männern

Eine mutige Aussage, jedoch von wem? Das Zitat ist aus dem Wort der deutschen Bischöfe vom 21. September 1981. Wie weit das Wort umgesetzt wurde, mag jeder für sich entscheiden.

Noch ein Wort zur Arbeit: Für die Stimmung in Deutschland, in Europa wäre es von Vorteil, wenn Wohlstand auf Arbeit nicht auf Spekulation aufbaut. Es kann ja wohl nicht sein, dass durch Kapitaltransfers Millionengewinne erzielt werden. Ein Familienvater aber, trotz Vollbeschäftigung so wenig verdient, dass er noch auf HARTZ IV angewiesen ist.

Vor 14 Tagen – so war es der Presse zu entnehmen – wurde auf den Philippinen der 7. Milliardenste Mensch geboren. Als unsere KAB gegründet wurde, waren es lediglich 1,5 Milliarden – ganz schön aktiv, unsere KAB. Bis zu unserem nächsten Jubiläum in 5 Jahren werden wir 7,5 Mrd. Menschen auf der Welt haben

Na, vielleicht findet doch der eine oder andere davon der Weg zu unserer KAB.

Um im Zeitrahmen von 12 Minuten zu bleiben noch einiges aus dem Leben unserer KAB Gemeinschaft.

Wenn es auch größere Vereine als die KAB mit ihren 30 Mitgliedern in Waldbrunn gibt, brauchen wir unser Licht nicht unter den Scheffel zu stellen. (Wobei immer mehr, immer schneller, immer höher, immer weiter, nicht die Handlungsmaxime sein muss und darf.

Bislang haben wir mehr oder weniger – in der letzten Zeit bedingt durch die Renovierungsarbeiten dieses Hauses, eher weniger regelmäßig Veranstaltungen verschiedener Art durchgeführt. Wir geloben aber Besserung.

Einen guten Bekanntheitsgrad haben unsere Studienfahrten in die benachbarten Staaten, ersparen Sie mir, diese aufzuzählen. Eine Fahrt möchte ich doch erwähnen, Ziel war Rom. Das Besondere daran war, dass wir während der Papstmesse von Papst Johannes Paul II persönlich begrüßt wurden, als KAB-Gemeinschaft von Waldbrunn, die zu ihrem 110 Jubiläum nach Rom gekommen ist.

Ein Highlight war im Jahre 2005 die Pflanzung unseres Rentenbaumes der gut gedeiht am Wendelinus mit tatkräftiger Unterstützung unseres damaligen Bürgermeisters Ludwig Götzelmann.

Besonders hervorzuheben ist die Aktion, die von der Pfarrgemeinde, der KAB und einigen Einzelpersonen gestartet wurde, um einen Priesteramtskandidaten aus Mbinga das Studium zu ermöglichen. Zwischenzeitlich ist er schon drei Jahre in Amt und Würden und zockelt mit dem Fahrrad, das die KAB ihm zukommen lassen hat, in seiner Pfarrei herum. Erasto schreibt, dass er uns, Waldbrunn, gern einmal besuchen möchte..

Im kirchlichen Bereich ist die KAB auch ein fester Bestandteil und leistet ihren Beitrag.

So z. B.  die Frauennachtwallfahrt, die sich mittlerweile zu einer Familienwallfahrt gewandelt hat (wie Bürgermeister Fiederling feststellt) Alljährlich machen sich  an Christi Himmelfahrt morgens um 4.30 Uhr mehr als 100 Pilger auf den Weg zum Würzburger Käppele. Einige Male hat Pfr. Stühler dort mit den Wallfahrern den Gottesdienst gefeiert. Danke.

Ein anderes ist die abendliche Rorate in der Adventszeit, diesmal am ????. Zu erwähnen ist die Betstunde bei der Ewigen Anbetung und, was mir besonders viel Freude gemacht hat, dass Kinder von 6 – 10 Jahre einen Kreuzweg gestaltet haben, der viel Beachtung gefunden hat. Der Kommentar des 8 jährigen Phillip war „Mensch, geil!“

Noch eine Sache, die zu erwähnen ist: Die KAB lädt jeweils im November zu einem Gesprächsabend für Personen aus Waldbrunn und Eisingen ein, deren Ehepartner im letzten  Jahr verstorben ist. Zu uns kommt Familienseelsorger Wolfgang Engert, der auch in der Palliativseelsorge tätig ist. Diese Begegnung ist nicht öffentlich, es werden ausschließlich Betroffene persönlich eingeladen.

Manches – liebe Gäste – wird durch das Interview ergänzt, das Ihnen mit dem Gemeindemitteilungsblatt zugegangen ist. Dank an dieser Stelle den Interviewern Katja Wilhelm, Anna-Lena Genheimer und Florian Frank.

Jetzt, nachdem Kindergarten und Pfarrheim, sozusagen wie Phoenix aus der Asche weder erstanden ist, werden wir auch wieder mit unserem Veranstaltungspro-gramm durchstarten.

Aufgrund der vielen Probleme mit denen die Arbeitnehmerschaft, die Gesellschaft  konfrontiert wird, zeigt sich ein großes Betätigungsfeld für unsere KAB-Gemeinschaft. Schön wäre es, wenn sich der eine oder andere entschließen könnte, in der KAB mitzuarbeiten.

Schließen möchte ich mit zwei Worten:

Einmal mit dem Gruß aus meiner Heimat: Glück auf! , und zum anderen mit dem Gruß der KAB Gott segne die christliche Arbeit – Gott segne sie!

Bei feierlichen Anlässen wird bei uns die deutsche und die bayerische Nationalhymne gesungen, aber so pathetisch wollen wir nicht werden, deshalb singen wir gemeinsam das Lied  von Horst Roos:

Song für den freien Sonntag

Danke

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