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120 Jahre KAB-Ortsgruppe Waldbrunn – 120 JahreKAB – GemeinschaftWaldbrunn

Katja:  Herr Born, im Zusammenhang mit der KAB bei uns in Waldbrunn taucht immer Ihr Name auf, was ist eigentlich die KAB?

Born: Zunächst heißt KAB -  Katholische Arbeit-nehmer Bewegung. Nach unserem Verständnis sind wir ein Zusammenschluss von Frauen und Männern, die als Arbeitnehmer tätig sind.

Katja: Eine andere Frage: Gibt es die KAB nur bei uns in Waldbrunn?

Nein, die KAB gibt es in vielen Orten und auf verschiedenen Ebenen, auf Landkreis-, auf diöze-saner Ebene und schließlich auf Bundesebene. Darüber ist die KAB innerhalb der WBCA – Weltbewegung christlicher Arbeitnehmer auch auf Weltebene aktiv.

Anna-Lena: Greifen wir das Stichwort aktiv auf, was macht die KAB eigentlich?

Hier unterscheiden sich die Aufgaben auf den unterschiedlichen Ebenen. Bei uns in Waldbrunn, führen wir Bildungsveranstaltungen, meist zu sozialen Themen durch.

Dabei wird es zunehmend wichtiger, Nischen zu finden, die durch die Medien und das Internet nicht abgedeckt werden. Ein wichtiger Bestandteil ist für uns auf jeden Fall die persön-liche Begegnung, die durch die Medien nicht abgedeckt werden kann.

Florian: In ihrem Namen heißt es „katholisch“, ist die KAB ein ver-längerter Arm der Kirche?

In unserem Grundsatzprogramm von 1972 hat es geheißen: „Die KAB will Kirche in der Arbeitnehmerschaft sein und Stimme der Arbeitnehmer in der Kirche sein“, also eine doppelte Anbin-dung.

Florian: Wie wirkt sich das bei uns in Waldbrunn aus?


Zum einen bieten wir Vorträge zu sozialen und religiösen Themen an, die den Menschen auf den Nägeln brennen, zum anderen haben wir unsere Angebote, die wir in Zusammenarbeit mit der Pfarrei durchführen. Um einige Beispiele zu nen-nen die abendliche Rorate in der Adventszeit und einen Kreuzweg.  Auf diesen sind wir besonders stolz, denn ihn haben Waldbrunner Kinder im Alter von 6 – 10 Jahren gestaltet. Schließlich und endlich ist noch die Frauennachtwallfahrt zum Würzburger Käppele an Christi Himmelfahrt zu benennen, die sich zu einer Familienwallfahrt entwickelt hat. Diese Wallfahrt führen wir seit mehr als 25 Jahren durch. Im Schnitt nehmen mehr als 100 Personen daran teil.

Anna-Lena: Wir erinnern uns, dass die KAB auch Studien- und Wallfahrten durchgeführt hat

O ja, ich glaube, wir haben alle Nachbarstaaten schon bereist und konnten dabei viele Kontakte knüpfen.

Anna-Lena: Warum heute nicht mehr?

Im Wesentlichen sind es zwei Gründe, einmal gibt es Angebote z.B. Flüge in die Türkei, die oft  günstiger durchgeführt werden, als wenn wir als Gemeinschaft eine Busfahrt z.B. nach Frankreich anbieten. Ein anderer Grund ist, dass ich mittler-weile ein wenig zu alt dazu bin.

Katja: Was hat nun ein Arbeitnehmer davon, Mitglied zu sein?

Ehrlich gesagt bei mir stößt der Begriff „was habe ich davon“ etwas sauer auf. Die KAB ist zunächst eine Solidargemeinschaft – in der einer für alle steht. Dieser Gedanke war schon bei der Grün-dung der Arbeitervereine Mitte des 19. Jahrhun-derts von großer Bedeutung. Damals ging es einfach darum, dass sich die Arbeitnehmer aus ihrer oft rechtlosen Position befreien wollten.

Katja: Gab es Erfolge?

Ja – doch, so wurde 1883 die Krankenversiche-rung, später die Unfall- und die Rentenversiche-rung eingeführt.

Katja:  Das ist Geschichte – gibt es aktuellere Beispiele?

Auch die gibt es. Ein Beispiel für das die KAB jahrelang gekämpft hat, ist die Rente für Mütter. Danach wird einer Mutter für jedes Kind 36 Mo-nate als Erziehungszeiten in der Rentenberech-nung angerechnet.

Florian: Sonst noch was?

Die KAB setzt sich vehement für den Schutz des Sonntags ein. Wir sind davon überzeugt, dass der Sonntag als freier Tag für die Familien erhalten werden muss und dass nicht alles dem Kommers geopfert wird.

Anna-Lena: Was macht die KAB für die Familien?

In erster Linie wohl verschiedene Bildungsange-bote, so auch Familienseminare an Wochenenden auf Dekanats- oder Diözesanebene. Diese werden in enger Zusammenarbeit mit dem Familienbund und der Familienseelsorge angeboten. Ja, schließ-lich gibt es noch die Familienferien, die gemein-sam von KAB, Kolping und dem Familienbund angeboten werden. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass sich gerade bei Familienferien Freund-schaften bilden, die über Jahre hinweg Bestand haben. Ich erinnere mich an meine Zeit, in der ich noch hauptamtlich dafür verantwortlich war, dass Familien gekommen sind und gefragt haben, wo fährt die und die Familie hin und sie haben sich angemeldet Dabei war das Urlaubsziel nicht die entscheidende Frage.

 

 

Verantwortlich: KAB-Gemeinschaft Waldbrunn
Karl-Heinz Born, 97295 Waldbrunn

Florian: Herr Born – die KAB feiert in diesen Tagen ihr 120 jähriges Jubiläum, ist alles eitel Sonnenschein?

Nein, das bei Gott wohl nicht. Zunächst ist die wirtschaftliche Situation gerade für die Arbeit-nehmer nicht unbedingt berauschend. Es kann nicht sein, das Arbeitnehmer trotz Vollbeschäf-tigung nicht soviel verdienen, dass sie von ihrem Einkommen den Lebensunterhalt für sich und ihre Familien bestreiten können. Das geringe Einkom-men wirkt sich auf alle Lebensbereiche für die Arbeitnehmer und ihre Kinder aus. Ebenfalls ist nicht hinnehmbar, dass Arbeitnehmer zur Manö-veriermasse werden, die man einstellt, wenn man sie braucht und entlässt, wenn kein Bedarf ist.

Ich glaube, die KAB als Vertretung für die Arbeitnehmer ist heute wichtiger denn je.

Verleugnen will ich aber auch ein anderes Pro-blem nicht, von dem andere Vereine, Gewerk-schaften und Parteien gleichermaßen betroffen sind, es kommen kaum neue Mitglieder hinzu.

Heute ist man gern bereit, für eine kurzfristige, vom Umfang her überschaubare Aufgabe zur Verfügung zu stehen, sich aber langfristig an einen Verein oder Verband zu binden: Nein danke.

Aber ich bin trotz allem guter Dinge, dass die KAB in Waldbrunn auch in den nächsten Jahre ihren Platz behaupten wird. Leichter und effek-tiver wäre es natürlich, wenn wir unseren Mitglie-derstand aufstocken könnten.

Herr Born – wir danken Ihnen für dieses Gespräch

Ich danke Euch ebenfalls für Euer Interesse und dass Ihr Euch die Zeit für das Gespräch genom-men habt.

 



 

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