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Die letzten rund zehn Jahre wurden die Reichenberger Katholiken nicht vom vollständigen Klang der drei Glocken des Geläuts ihrer Kirche zu den Gottesdiensten gerufen.

Was war geschehen? Der schon einmal reparierte Klöppel der mittleren St.-Michaels-Glocke (Baujahr 1825) war aus der Verankerung gebrochen, so dass nur die kleine St.-Josefs-Glocke (Baujahr 1953) und die große St.-Elisabeth-Glocke (Baujahr 1953) eingesetzt werden konnten. Anstelle des Plenums mussten die Mesner nur mit dem unharmonischen Klang von zwei Glocken läuten.

Jahrelang hatten die Gremien in der Reichenberger Kirchengemeinde umsonst nach einer einfachen und bezahlbaren Lösung für diesen Schaden gesucht. Eine Reparatur durch eine Glocken-Werkstatt hätte der kleinen Kirchengemeinde aber zu viel Geld gekostet. Nun tauchten die Reichenberger mit dem abgebrochenen Klöppel in der Uengershäuser Kunstschmiede von Sebastian Adrio auf und hofften auf einen Lösungsvorschlag. Adrio und sein guter Freund Johannes Lang, der auch gelernter Schlosser ist, präsentierten recht schnell eine machbare und finanziell tragbare Lösung.

Am Freitag vor dem Hochfest Pfingsten war es dann so weit: Der Klöppel wurde mit einer neu konstruierten Aufhängung mittels Flaschenzug in den Glockenturm gehoben und in nicht einmal zwei Stunden an die defekte Glocke montiert. Mit großer Anspannung erwarteten die Mitglieder der Kirchenverwaltung zum Hochamt am Pfingstsonntag das Zusammenläuten des reparierten Geläuts. Pater Mario und die Kirchenbesucher freuten sich, dass das Kommen des Heiligen Geistes nun endlich wieder durch das komplette Geläut ausgedrückt werden konnte.

Die Glocken kamen vom Schindersberg

Die drei Glocken der katholischen Kirche waren im Jahr 1953 für die 1950 geweihte St.-Bonifatius-Kirche (ehemals jüdische Synagoge) beschafft worden. Die große St. Elisabeth-Glocke war vom Schuhfabrikanten Norbert Seibel, die kleine St. Josefs-Glocke vom Malzfabrikanten Ernst Ruckdeschel gestiftet worden. Die mittlere St.-Michaels-Glocke (Baujahr 1825), die in den Kriegsjahren wie viele andere eingeschmolzen werden sollte, schenkte damals die Mutterpfarrei Rottenbauer ihrer Tochtergemeinde Reichenberg, ist im Pfarreiarchiv zu lesen. 1972 zogen die Glocken mit in die neue Reichenberger Kirche an den Unteren Weinberg um. 1974 wurde die Reichenberger Kirchengemeinde Filiale von Kist. Im kommenden Herbst wird Reichenberg im Zuge der Umstrukturierung der Pfarreiengemeinschaften wieder zu Rottenbauer zurückkehren.

Die mittlere St.-Michaels-Glocke (83 cm Durchmesser, Ton b) wird vom Relief des hl. Michael geschmückt, zu seinen Füßen der Teufel in Menschengestalt, von einer Schlange umwunden in mitten des höllischen Feuers. Auf der Seite gegenüber ist ein Kruzifix dargestellt. Oben ist die Umschrift zu lesen: „Glori in exelsis deo“ (eigentlich: Gloria in excelsis deo) C P Jaeger in Würzburg anno domini 1825“.

Die große St. Elisabeth-Glocke (93 cm Durchmesser, Ton g) trägt die Aufschrift „Hl. Elisabeth bitte für uns“ und „Karl*Czucnochowsy*Erding* Gegossen im Jahr 1953*. Die kleine St.-Josef-Glocke (71 cm Durchmesser, Ton c) trägt die Aufschrift „St. Josef schütze uns“ und „Erding 1953“ sowie als Dekor das Kreuz.

Die drei Glocken ergeben mit ihren Tönen g – b – c das Te-Deum-Motiv.                                                                                                                                                                                                             MR

 

 

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