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Seltsam, im Nebel zu wandern!

Einsam ist jeder Busch und Stein,
kein Baum sieht den andern,
jeder ist allein.

Voll von Freunden war mir die Welt,
als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
ist keiner mehr sichtbar.

Wahrlich, keiner ist weise,
der nicht das Dunkel kennt,
das unentrinnbar und leise
von allen ihn trennt.

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsam sein.
Kein Mensch kennt den andern,
jeder ist allein.

Ich bin normalerweise kein großer Freund von Gedichten und mochte es gar nicht, diese in der Schule zu lernen. Doch die Verse kamen mir die Tage wieder, als ich im Nebel am Main entlang fuhr.

Dieses Gedicht von Hermann Hesse, dass er im November 1905 schrieb, klingt sehr trübsinnig und melancholisch. Hat er damit Recht? Sind wir Menschen wirklich allein und einsam?

Der Monat November ist auch nach meiner Empfindung auch der Trostloseste. Die Tage Allerheiligen, Allerseelen, Totensonntag und Volkstrauertag unterstreichen diese Stimmung noch. Es scheint alles dunkel. Müssen diese Tage denn zu diesem Zeitpunkt des Jahres sein? Ich denke, ja. Es ist gut, daran erinnert zu werden, dass alles vergänglich ist. Wir werden alleine geboren und sterben alleine als Person, doch lehrt uns unser Glaube, dass wir auf unserem Weg immer in guter Gesellschaft sind. Gott geht mit und ist für uns da. Nicht nur an den hellen Tagen, sondern ganz besonders in den dunklen, trüben Tagen. So herrlich traurig Hermann Hesses Zeilen auch sind, so bin ich froh, durch meinen Glauben die Hoffnung und Zuversicht zu haben, dass ich eben nicht allein bin, sondern Gott mein Begleiter ist.

Ein Tag im November ist allerdings von Licht und Hoffnung geprägt. Der 11. November - St. Martin. Wie schön es doch immer ist, die Kinder mit ihren selbstgebastelten Laternen durch die Straßen ziehen zu sehen. In diesem Jahr gibt es leider in vielen Orten keine Laternenumzüge zu St. Martin. Aus diesem Grund hat sich "Die Sternsinger" die Aktion „Teile dein Licht!“ überlegt. Alle sind hier eingeladen ihr Licht an andere weiter zu geben. Sei es in Form einer Laterne oder einem anderen Licht. Vielleicht bekommen Sie auch ein Licht gebracht oder werden selbst zum Lichtbringer für andere Mitmenschen. Ich wünsche Ihnen auf jeden Fall in diesen grauen Tagen ganz viel Zuversicht, Licht und Hoffnung.

Ihre Gemeindereferentin Melanie Greier

 

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