Spiele bringen Menschen näher. Auf der Arbeitstagung in Gadheim diente dazu ein Brettspiel. Es hatte eine entfernte Ähnlichkeit zu ,,Mensch ärger Dich nicht", mit dem Unterschied, dass hier nicht Mitspieler und deren Spielfiguren aus dem Spiel geworfen werden sollten. Vielmehr warteten auf den Feldern Fragen an die Mitspieler nach ihrem Woher und Wohin, nach Vorlieben, Abneigungen, Wünschen und Meinungen, die diese ausführlich und wahrheitsgetreu beantworten mussten. Mit ,,Weiß ich nicht!" oder ,,Dazu kann ich nichts sagen!" fielen die ersten Antworten eher kurz aus. Allmählich aber brach das Eis, sodass an dieser Stelle vermeldet werden kann, dass der ,,Kraftausdruck, der in dieser Runde gerade noch erlaubt ist", ,,Verflixt" lautet und Pfarrer Jelonek auf die Frage, ,,Was würden Sie tun, wenn Sie eine Million im Lotto gewonnen haben?" spontan erklärte, er werde in diesem Fall das ganze Geld der Kirche spenden.
,,Wie wird die Kirche in unserer Gemeinde wahrgenommen?" Darüber tauschten wir uns gegen Mittag aus. Und diese Wahrnehmungen sind sehr unterschiedlich: Manche Leute sähen in der Kirche so etwas wie einen Verein für religiöses Brauchtum, meinte ein Diskussionsteilnehmer: Wenn der Dorf-Fußballverein Sport zum Ziel habe, sei es bei der Kirche eben Gott. Auch seien viele der Ansicht, dass sie die Kirche nicht brauchten, um mit Gott in Beziehung zu treten: ,,Gott ja, Kirche nein." Einig war man sich, dass der soziale Einsatz der Kirche sehr geschätzt werde und selbst der Kirchenfernste zugebe, dass die Kirche viel Gutes tut. Andere Menschen im Dorf litten bis heute unter den Folgen ihrer religiösen Zwangserziehung aus der Jugend, meinte ein Pfarrgemeinderatsmitglied: Dies bewirke, dass sie die Kirche vor allem als Institution wahrnähmen, die Menschen ein schlechtes Gewissen mache und versuche, anderen ihren Willen aufzuzwingen, etwa moralische Überzeugungen, den Gang zur Sonntagsmesse, zur Andacht oder zur Beichte. Skandale, oft von Medien hochgeputscht, nährten den Verdacht der Heuchelei. Dass solche Wahrnehmungen von Kirche höchst subjektiv sind, versteht sich von selbst, doch sie zeigen, dass viele Menschen in der Kirche heute eben nicht mehr das heilbringende, menschenfreundliche Zeichen der anbrechenden Gottesherrschaft und der Erlösung durch Jesus von Nazareth erblicken, wie früher.
Aber allen war auch klar, dass solche Wahrnehmungen für die Pfarrgemeinderäte ein Impuls sind, als glaubwürdige Zeugen der Auferstehung Christi und ,,Salz der Erde" in der Gemeinde zu wirken: Nostalgisch von früheren Zeiten zu schwärmen oder auf die böse Welt zu schimpfen, wäre eine falsche Antwort. ,Jeder Tag ist für uns eine Chance, uns zu verbessern", sagte Pfarrer Jelonek.
Jetzt komme es darauf an, sich als Pfarreiengemeinschaft zu finden, nicht aneinander vorbei leben und enger zusammenzuarbeiten. Dass dies Mühe und Zeit erfordert, machte Christoph Becker deutlich. Und: Kirchenaustritte, Mangel an hauptamtlichem Personal, zumal Priestermangel werden wohl auch in Zukunft noch für weitere Zusammenlegungen von Pfarreien und Pfarreiengemeinschaften sorgen.