Würzburg (POW) Trotz starken demographischen Rückgangs in der Altersgruppe von neun bis 25 Jahre: Der Anteil der Jungen und Mädchen, die sich als Ministranten im Bistum Würzburg engagieren, ist seit der letzten statistischen Erhebung zur Ministrantenarbeit nahezu konstant geblieben. Waren 2008 von den 171.803 Katholiken dieser Altersklasse rund 19.300 (11,29 Prozent) als Ministranten aktiv, so gab es 2015 unter den 141.232 Menschen dieser Altersstufe 15.750 Ministranten (11,25 Prozent). Die Mädchen bilden mit 52,4 Prozent gegenüber 47,6 Prozent Jungen eine leichte Mehrheit. „Über 1100 Ministranten haben zudem auch noch Verbindungen zu den kirchlichen Verbindungen und geistlichen Verbindungen“, erklärt Sebastian Volk, Referent für die Ministrantenarbeit und liturgische Bildung im Bistum Würzburg. „Unsere Minis engagieren sich und sind euphorisch und offen für das, was sie tun – ganz egal, was der demographische Wandel macht“. Bemerkenswert ist für den Ministrantenreferenten zudem, dass sich mehr als 8500 Minis an der Sternsingeraktion beteiligt haben. „Sie sind somit Hauptträger der Aktion.“
Die Zahlen sind das Ergebnis einer Fragebogenaktion der bayerischen Ministrantenreferenten. Eine ähnliche Befragung auf breiter Basis fand zuletzt 2008 statt. Im Juni 2015 wurden die Pfarreien und Pfarreiengemeinschaften im Bistum Würzburg angeschrieben. „Die Rücklaufquote lag bei über 95 Prozent. Deswegen haben wir jetzt ganz viele Zahlen und repräsentative Ergebnisse“, sagt Volk.
Ein weiteres Ergebnis ist demnach, dass die Ministranten sich sehr stark mit ihrer Heimatpfarrei und ‑kirche identifizieren. „Die Pfarreiengemeinschaft spielt zwar eine Rolle, wenn es darum geht, etwas gemeinsam zu unternehmen. Den Dienst im Gottesdienst verrichten die Jungen und Mädchen zunächst einmal in ‚ihrer‘ Kirche. Das wird sicherlich eine Herausforderung sein, wenn wir künftig unsere pastoralen Einheiten immer größer gestalten“, erklärt der Ministrantenreferent. Zudem sei deutlich geworden, dass der Dienst der Ministranten noch mehr anerkannt und wertgeschätzt werden muss. „Ein solcher Einsatz ist nicht selbstverständlich.“ Das gelte auch für die vielen erwachsenen Ehrenamtlichen, die sich in der Ministrantenpastoral engagieren. „Diese etwa 800 Ehrenamtlichen gilt es auch weiterhin zu unterstützen und zu fördern“, unterstreicht Volk.
Insgesamt kümmern sich im Bistum Würzburg etwa 3050 Personen um die Ministrantenarbeit. „Dazu gehören hauptberufliche Seelsorger, ehrenamtlich tätige Erwachsene, die Oberministrantinnen und ‑ministranten sowie Gruppenleiterinnen und -leiter.“ Das Durchschnittsalter der Oberministranten und Gruppenleiter liegt knapp über 15 Jahren und ist bayernweit das niedrigste. „Mit anderen Worten: Unsere Gruppenleiter sind relativ jung, vielleicht manchmal zu jung, um eine Gruppe zu führen“, sagt Volk. Generell sei das Alter ein wichtiges Thema: 48,5 Prozent der Minis seien jünger als zwölf Jahre, 42,8 Prozent zwischen 13 und 17 Jahre alt. Nur 8,75 Prozent seien 18 Jahre und älter. „Die Frage ist, wie wir Jugendliche länger für den Dienst am Altar motivieren können.“ Dazu sei es unabdingbar herauszufinden, was Jugendlichen wichtig ist, was in deren Augen das Ministrant-Sein ausmacht und was der Mehrwert daran ist.
Volk plant, nicht nur zum Ausdruck seiner Wertschätzung und Anerkennung, alle Dekanate des Bistums zu bereisen und sich mit den Hauptamtlichen über mögliche Ansätze zur Förderung der Ministrantenarbeit auszutauschen. „Die Frage ist, wo und wie Kinder und Jugendliche religiöse Erfahrungen und Erlebnisse in und mit der Ministrantenarbeit sammeln können. Heranwachsende brauchen Erlebnisse und nicht nur Erzählungen. Sie brauchen jemanden, der sie begleitet und ihnen hilft, diese Erfahrungen zu deuten und zu verstehen – sowohl in den Gottesdiensten als auch außerhalb.“ Der Dienst als Ministrant solle nicht nur „normal“, sondern für die Kinder und Jugendlichen nachvollziehbar werden. Wichtig sei darüber hinaus, immer wieder Ministranten für den Dienst zu begeistern und ihnen gleichzeitig einen verlässlichen Raum für ihre Interessen und Bedürfnisse zu bieten.
Als ein Beispiel nennt Volk, der selbst Ministrant war, das jährliche Pfingstzeltlager der Pfarrei Sankt Justinus in Alzenau (Landkreis Aschaffenburg). Die dortigen Ministranten verbringen seit mehr als 30 Jahren eine Woche in den Pfingstferien bei der gemeinsamen Freizeit in einer Blockhütte am Fuße der Wasserkuppe. „In dieser sehr intensiven Zeit erleben die Teilnehmer, dass sie mit ihren Interessen, Gedanken und Fragen nicht alleine sind.“ Gerade derartige Erlebnisse sind laut Volk für die Jugendlichen wichtig. „Diese Erfahrungen in Zusammenarbeit mit der Ministrantenarbeit zeigen ihnen, wie wichtig ihr Engagement ist und was dieses ihnen letztlich bringt: Viel Spaß und ehrliche, verlässliche Freundschaften innerhalb einer Glaubensgemeinschaft, die sie als Ministranten aktiv mitgestalten können. Das sind einige der Pluspunkte der Ministrantenarbeit.“