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Sinn & Religion – Gedanken zum Weißen Sonntag von Gemeindereferent Bernd Müller. Erschienen in der Rubrik "Sinn und Religion" der Mainpost am 21.4.2017

Der Sonntag nach Ostern wird in der katholischen Kirche „Weißer Sonntag“ genannt. Traditionell dürfen an diesem Tag die Kinder des dritten Schuljahrgangs zum ersten Mal das eucharistische Brot, die heilige Kommunion empfangen. Der Name rührt daher, dass in der alten Kirche die Neugetauften ihr weißes Taufkleid von Ostern bis zum darauffolgenden Sonntag getragen hatten. 
Inzwischen wird in vielen Gemeinden der Weiße Sonntag eine oder mehrere Wochen später gefeiert. Immer ist es aber für die Gemeinden ein besonderer Tag. Für die Kinder bedeutet der Weiße Sonntag ein wichtiger Schritt in der Eingliederung in die kirchliche Gemeinschaft. Zugleich gibt es oft viel Geld und Geschenke. Für die Familien ist der Tag, je nach Größe der Verwandtschaft, mit einer mehr oder wenigen aufwändigen Familienfeier verbunden, in der der religiöse Charakter zumindest im morgendlichen Gottesdienst noch bedeutend ist.
Viele Erwartungen und oft traditionelle Vorstellungen sind mit diesem Tag verbunden. Mitunter führten diese auch zu Konflikten. Ich kann mich erinnern, wie mancherorts die Einführung eines einheitlichen weißen Gewands oder die Zusammenlegung von Erstkommunionfeiern mit Kindern aus verschiedenen Orten mit Streit verbunden war. 
Auch die Gemeinden nehmen den Weißen Sonntag oft ambivalent war. Einerseits ist er ein wichtiges Fest. Die Namen der Kinder werden vorab veröffentlicht und zumindest im Dorf werden immer noch viele Glückwunschkarten und Geschenke ausgetragen. Doch andererseits herrschen oft Ernüchterung oder manchmal auch Enttäuschung darüber, dass nach dem großen Fest die Kinder und Familien im Gemeindegottesdienst nicht mehr vorkommen. Dennoch ist das Fest eine große Chance: In der Vorbereitungszeit nehmen nicht wenige Familien nach Jahren der Distanz erstmals wieder Kontakt mit der Kirche auf. Und viele Eltern engagieren sich sogar aktiv darin.
Welche Erinnerungen verbinden Sie mit Ihrem Weißen Sonntag?
Was ist geblieben von der oft langen Vorbereitungszeit?
Was hat Sie nachhaltig geprägt?
Vielleicht sind Sie in diesem Jahr ja als Gast zu einer Erstkommunionfeier eingeladen, oder Sie besuchen bewusst den Gottesdienst am Weißen Sonntag.
Dann können Sie vielleicht manches wieder entdecken und nachklingen lassen. 
Allen Kommunionkindern wünsche ich ein schönes Fest, in dem sie ihre Freundschaft mit Jesus vertiefen und festigen können.

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